Gesundheitseinrichtungen in Deutschland sind nicht erst seit der Covid-19-Pandemie mit einem sich zunehmend verstärkenden Fachkräftemangel konfrontiert. Deswegen ist es jetzt umso wichtiger, als Pflegeeinrichtung oder Krankenhaus die eigene Arbeitgebermarke zu stärken, um qualifizierte Pflegekräfte gewinnen und Stammpersonal halten zu können.
Die Zeiten in denen sich Unternehmen die Mitarbeitenden aussuchen konnten, sind lange vorbei. Gerade der Fachkräftemangel im Bereich der Pflege rückte nicht zuletzt nur durch die andauernde Covid-19-Pandemie ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Während Arbeitsbedingungen in der Pflege zunehmend problematischer zu werden scheinen, rückt eine Generation an Pflegekräften nach, die bspw. Life-Work-Balance und Freiheit anders gewichtet, als noch vorherige Arbeitnehmergenerationen.
Gesundheitseinrichtungen müssen enorme Hürden im Recruiting überwinden und in einem immer härter werdenden Wettbewerb mit anderen Gesundheitseinrichtungen konkurrieren.
In diesem Artikel möchten wir Ihnen fünf Tipps liefern, wie das Personalmanagement von der Personalsuche bis zur -einstellung und dem Halten von Fachkräften in Gesundheitseinrichtungen transformiert werden kann, sodass sich Ihre Einrichtung als Arbeitgebermarke positionieren kann.
Mit einer Zielgruppen-zentrierten Kommunikation können Sie die Aufmerksamkeit vieler Pflegekräfte auf sich ziehen. Gerade der Gesundheitssektor bietet durch seine hohe Emotionalität in der externen Kommunikation enorme Chancen.
Welche Personengruppe möchten Sie erreichen? In einer Umfrage von Mai 2021 unter 2000 bei Hublo registrierten Pflegekräften, gaben 73 % an, dass sie Facebook regelmäßig nutzen. Auch über Instagram können Sie eine breite Masse direkt ansprechen und erreichen. Um schnell eine große Reichweite zu generieren und insbesondere jüngere Fachkräfte zu erreichen, bietet sich TikTok an! Auch hier sind bereits zahlreiche Pflegekräfte registriert und bilden eine sehr aktive und große Community. Außerdem ist TikTok das aktuell am schnellsten wachsende Netzwerk. Möchten Sie Führungspersönlichkeiten erreichen? Dann denken Sie über eine Präsenz in den Netzwerken XING und LinkedIn nach.
Kommunizieren Sie Ihre Werte, stellen Sie Teams und Mitarbeitende vor, kommunizieren Sie persönliche Geschichten, zeigen Sie den Alltag eines Mitarbeitenden in Form eines kurzen Videos – potenzielle BewerberInnen werden auf Sie aufmerksam. Sie können Sich ein Bild Ihrer Einrichtung machen und schaffen vielleicht sogar über die Kanäle der sozialen Netzwerke direkt den Absprung auf ihre Website! Aktivieren Sie auch Ihr Personal: Tragen Ihre Mitarbeitenden zur externen Kommunikation bei, aktiviert das die Community meist noch mehr!
Pflegekräfte sind auf Facebook & Instagram sehr aktiv. Über TikTok können Sie schnell große Reichweiten generieren. XING und LinkedIn bieten sich besonders für die Ansprache von Führungspersonen. Kommunizieren Sie persönliche Geschichten und bieten Ihrer Community emotionale Inhalte, mit denen sie sich identifizieren kann.
Der Fachkräftemangel hat das Kräfteverhältnis zwischen BewerberInnen und ArbeitgeberInnen verändert: Nicht mehr nur die BewerberInnen müssen ArbeitgeberInnen begeistern. Der Begriff "Arbeitgebermarke" (häufig auch "Employer Branding" genannt) bezieht sich auf den Ruf einer Marke im Bereich der Beschäftigung und Einstellung von Personal. Auszeichnen tut sich eine Arbeitgebermarke unter anderem dadurch, wie sie ihre Mitarbeitenden behandelt. Expertinnen und Experten bezeichnen Arbeitgebermarken als "Dreh- und Angelpunkt des modernen Personalmanagements".
Eine Aufwertung des Pflegeberufs liegt nicht nur in den Händen der Politik: Sie als ArbeitgeberInnen haben Handlungsmöglichkeiten, um sich so zu präsentieren, dass sie sich von ihren Konkurrentinnen und Konkurrenten abheben und Pflegekräfte Sie als ArbeitgeberIn auswählen.
Eine gute Arbeitgebermarke gibt BewerberInnen aber auch Mitarbeitenden stets eine Antwort darauf, warum es attraktiv ist, bei eben dieser zu arbeiten. Eine Kommunizieren Sie ihre Unternehmenswerte, machen Sie diese für ihre Mitarbeitenden erlebbar und zeigen Sie nach außen, dass bei Ihnen arbeiten heißt, sich in einem attraktiven Umfeld zu bewegen.
Machen Sie sich auf dem Arbeitsmarkt bekannt, indem Sie aus Ihrer Gesundheitseinrichtung eine Arbeitgebermarke kreieren.
Haben Sie sich als Arbeitgebermarke aufgestellt, sind Sie vielen Konkurrentinnen und Konkurrenten schon einen Schritt voraus. Jetzt ist es wichtig, dass auch im Einstellungsprozess vom ersten bis zum letzten Schritt alles reibungslos abläuft, damit Ihnen keine BewerberInnen entlang des Prozesses abspringen.
Personalisieren Sie die Kommunikation im Prozess! Präsentieren Sie sich als ArbeitgeberInnen, bei dem sich eine Pflegekraft Zuhause fühlen kann. BewerberInnen, die jetzt gerade vielleicht noch keine Anstellung in Ihrer Einrichtung finden, sollten Sie über einen Personal-Pool verwalten, um relevante Fachkräfte ggf. reaktivieren zu können. Passen Sie außerdem die Einstellungsprozesse auf verschiede Karrierelevels an und zeigen Sie BewerberInnen auf, welche Chancen mit einer Anstellung in Ihrem Hause einhergehen. Welche Entwicklungsperspektiven bieten Sie? Wie können Ihre Mitarbeitenden privates und berufliches in Waage halten? Wie flexibel können Ihre Mitarbeitenden arbeiten? Gibt es Mitspracherecht bei Schichtplänen? Garantieren Sie Ihren Pflegekräften bspw. Frei? Wie koordinieren Sie Ihr Ausfallmanagement? All diese Fragen sollten Sie sich stellen, die Vorteile herausarbeiten und im Bewerbungsprozess (oder schon vorher in den sozialen Netzwerken) kommunizieren!
Sorgen Sie für einen herzlichen und offenen Bewerbungsprozess, der die Vorteile Ihrer Einrichtung herausstellt und verwalten Sie BewerberInnen in einem Personal-Pool.
"Es gibt keine zweite Chance, für einen ersten Eindruck."
Die Art und Weise, wie Pflegekräfte im neuen Job empfangen werden, hat einen erheblichen Einfluss auf alle weiteren Erfahrungen in der Einrichtung und zwar sowohl auf die Produktivität und Effizienz, als auch auf deren allgemeine Zufriedenheit. Das Fundament für eine lange, glückliche Zusammenarbeit muss ein strukturiertes und auf die Wünsche der Mitarbeitenden angepasstes Einarbeitungsverfahren sein. Jeder Neuankömmling muss sich vom ersten Tag an mit offenen Armen empfangen fühlen.
Sébastien Tréguenard, stellvertretender Generaldirektor des Universitätskrankenhauses von Angers (Frankreich), unterstreicht dies:
"Ein attraktives Krankenhaus ist ein Krankenhaus, das sich der Wichtigkeit einer optimalen Aufnahme von Neuankömmlingen bewusst ist."
Die Modernisierung der Personalpolitik bedeutet auch, dass der Lebensqualität am Arbeitsplatz mehr Raum gegeben wird. So legen vor allem jüngere Mitarbeitende immer mehr Wert auf ein attraktives Arbeitsumfeld, Zugehörigkeitsgefühl und eine hohe Wertschätzung durch Vorgesetzte. Die Bewertung des Personals in Form von Kennzahlen und Noten verängstigt vor allem jüngere Altersgruppen und sollte überdacht werden. Setzen Sie stattdessen auf gezielte Förderungen, Hervorheben von positivem Engagement und schaffen Sie vor allem eins: Vertrauen! Zahlreiche Studien haben in den letzten Jahren gezeigt, dass "wohlwollendes Management" der ideale Weg ist, um individuelles und kollektives Wohlbefinden am Arbeitsplatz zu erreichen, was im Allgemeinen zu besserer Arbeitsleistung und optimaler Produktivität führt.
Ein gut geplantes Onboarding und eine moderne Personalpolitik durch gezielte Förderprogramme, Wertschätzung und ein wohlwollendes Management sollten feste Bestandteile Ihres Personalmanagements sein.
Ein attraktives Arbeitsumfeld zeichnet sich auch dadurch aus, das es Mitarbeitenden die Arbeitswerkzeuge bereitstellt, die sie brauchen, um ihre Arbeit effektiv erledigen zu können. Das Stichwort hier: Digitalisierung. Es gibt zahlreiche digitale Tools, mit denen Gesundheitseinrichtungen administrative und organisatorische Prozesse vereinfachen können. Durch Investitionen in digitale Tools, schlägt Ihre Einrichtungen zwei Fliegen mit einer Klappe: Es verbessert die Lebensqualität am Arbeitsplatz für seine Mitarbeitenden erheblich und profitiert von einer höheren Produktivität – diese wiederum wirkt sich positiv auf die Versorgung der Patientinnen und Patienten aus.
Oft besteht ein starker Kontrast zwischen der fortschrittlichen Technologie, die von Ärztinnen und Ärzten für die Behandlung von Patientinnen und Patienten eingesetzt wird und den rudimentären Hilfsmitteln, die es Stationsleitungen und Pflegekräften ermöglichen, ihre gesamte Organisation zu verwalten und miteinander zu kommunizieren. Indem sie sich dafür entscheidet, ihre technologischen Investitionen nicht auf die reine Medizin zu beschränken, kann die Gesundheitseinrichtung ihre Attraktivität für das Pflegepersonal erheblich steigern. Sie zeigen damit ihrem Pflegepersonal echte Wertschätzung.
Stellen Sie Ihrem Personal digitale Arbeitsmittel, um administrative Prozesse zu vereinfachen und zu beschleunigen. Dadurch gewinnt vor allem Pflegepersonal etwas sehr wertvolles zurück: Zeit an den Patientinnen und Patienten.