Pflegekräfte melden sich oft krank. Fast am meisten sogar von allen Berufsgruppen. Warum ist das so? Gibt es bestimmte Gründe für Krankmeldungen, die hauptsächlich auf die Pflege zutreffen? In unserem neuen Blogartikel beleuchten wir verschiedene gesundheitliche Gründe aber auch Aspekte, die Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen in den Fokus rücken müssen, um krankheitsbedingte Ausfälle im Pflege-Team einzudämmen.
Im landesweiten Durchschnitt fielen ArbeitnehmerInnen in Deutschland an 18,4 Tagen im Jahr 2020 krankheitsbedingt aus. Die meisten Krankheitstage weisen Berufsgruppen der Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und die im Verkehr und der Lagerei auf. Auf Platz 3 folgen, laut Dachverband der Betriebskrankenkassen, Berufe der öffentlichen Verwaltung, Verteidigung und der Sozialversicherung. Darauf folgt das Gesundheits- und Sozialwesen. So erreicht die Altenpflege beispielsweise eine durchschnittliche Anzahl von 28,9 Krankheitstagen im Jahr 2020. Damit liegt diese Berufsgruppe mehr als 10 Tage über dem Bundesdurchschnitt (1).
Aber warum? Welche Gründe gibt es dafür, dass Pflegende häufiger krank sind, als ArbeitnehmerInnen anderer Berufsgruppen?
Einer der häufigsten Gründe für krankheitsbedingte Ausfälle in der Pflege sind Rückenbeschwerden. Durch bspw. das Umlagern von Patientinnen oder die Körperpflege eben dieser werden Rückenprobleme begünstigt. Studienautor Prof. Dr. Heinz Rothgang von der Universität Bremen sieht hier die Arbeitgeber des Gesundheitswesens in der Pflicht. Neben geregelter Arbeitszeiten sei laut ihm auch ein verstärkter Fokus auf Vorsorge in Form von Präventionskursen von Nöten, um derartigen Problemen präventiv entgegenzuwirken (2).
Zeitdruck durch geringe Personalbesetzung in Kombination mit körperlicher Arbeit führen häufig zu Verletzungen. Auch sind Pflegekräfte stärker als viele andere Berufsgruppen einer Gefahr durch Infektionen ausgesetzt, was nicht zuletzt auch durch die Covid-19-Pandemie eindrücklich ins Licht der Öffentlichkeit rückt (2).
Laut Barmer Pflegereport sind psychische Erkrankungen die häufigste Ursache für stetig steigende Krankheitstage in der Pflege. Demnach leiden PflegerInnen besonders häufig an psychischen Krankheiten verursacht durch Stress. Die Folgen sind nicht selten Depressionen oder Neurosen. Laut DAK sind Pflegende 30 % häufiger von psychischen Krankheiten betroffen, als andere Berufsgruppen. Die Stressbelastung stünde im engem Zusammenhang mit der Arbeitsorganisation vieler Stationen in deutschen Gesundheitseinrichtungen (3).
Als Absentismus wird in der Soziologie das gewohnheitsmäßige Fernbleiben vom Arbeitsplatz bezeichnet. Eine internationalen Studie von 2013 untersuchte dieses soziologische Phänomen. WissenschaftlerInnen analysierten hier Einflussfaktoren, die Ausfälle in der Pflege begünstigen. Hierzu wurden über einen Zeitraum von 10 Monaten von 300 Tages- und Nachtschichten der Notaufnahme eines großen Krankenhauses in New York City, die Anzahl an geplanten sowie an nicht zur Arbeit erscheinenden Pflegekräften überwacht und ausgewertet. Das Ergebnis der Studie brachte hervor, dass sich Pflegekräfte insgesamt häufiger krankmeldeten, wenn bei einer bevorstehenden Schicht eine höhere Arbeitsbelastung erwartet werden konnte. Das war bspw. der Fall, wenn Pflegekräfte über den Dienstplan feststellten, dass in der bevorstehenden Schicht zu wenig Pflegende zu viele PatientInnen versorgen müssten. Die WissenschaftlerInnen ermittelten außerdem, dass durch die Einplanung einer zusätzlichen Pflegekraft in der Notaufnahme, die durchschnittliche Ausfallrate deutlich verringert werden konnte. Demnach ist aus dem Ergebnis der Studie festzuhalten, dass Sparen am Personaleinsatz aus Kostengründen, höhere Kosten verursachen kann, als das Einplanen einer zusätzlichen Pflegekraft bedeuten würde (4).
Warum Pflegekräfte so oft krank sind lässt sich also nicht in einem Satz beantworten. Es spielen verschiedene Faktoren zusammen, wie die körperliche Anstrengung, psychische Belastungen, ein Risiko durch Infektionen aber auch zu gering besetzte Stationen. Arbeitgeber müssen demnach umso mehr daran arbeiten, Pflegenden das Umfeld zu bieten, dass ihnen erlaubt gesund zu bleiben. Hublo kümmert sich jeden Tag darum, die Einsatzplanung zu verbessern und Mehrarbeit balancierter und mitbestimmt zwischen dem Personal zu verteilen. Wir helfen Ihnen dabei Prozesse Arbeitnehmerfreundlicher zu machen und so langfristig Krankheitstage zu verringern.
Quellen
1 iwd (2022): Der Krankenstand in Deutschland. https://www.iwd.de/artikel/krankenstand-in-deutschland-498654/
2 Rothgang, H; Müller, R. & Preuß, B. (2020): Barmer Pflegereport - Belastungen der Pflegekräfte und ihre Folgen. https://www.barmer.de/blob/361516/2ad4e5f56c47cb7b7e914190f9fae62f/data/barmer-pflegereport-2021-band-32-bifg.pdf
3 Rothgang, H & Müller, R. (2022): Barmer Pflegereport - Wirkungen der Pflegereform und Zukunftstrends. https://www.barmer.de/blob/361516/2ad4e5f56c47cb7b7e914190f9fae62f/data/barmer-pflegereport-2021-band-32-bifg.pdf
4 Green, L; Savin, S.; Savva, N. (2013): Nursevendor Problem: Personnel Staffing in the Presence of Endogenous Absenteeism. https://doi.org/10.1287/mnsc.2013.1713